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Ein Pharma-Korruptionsskandal in Griechenland

Heute wurde bekannt, dass die Pharmafirma Novartis in Griechenland zahlreiche Politiker unter der Ägide des bis 2015 amtierenden Ministerpräsidenten Antonis Samaras korrumpiert hat. Ein Millionenskandal, initiiert, um den Absatz ihrer Pharma-Produkte zu verbessern.

 

Pharmafirmen zahlen Millionen - aber sie verdienen dadurch so viel mehr, dass diese Summen nur unerhebliche Nebenkosten darstellen.

 

Griechenland? Ja, Griechenland.

Aber wie die Verhältnisse in Deutschland sind, bleibt uns weitgehend verborgen. Lobbyismus und die "Marketing-Aktionen" der Industrie bleiben für die Bürger weiterhin intransparent. 

 

Erst vor einiger Zeit lenkten verschiedene, journalistische Rechercheteams das Augenmerk auf die sogenannten "Anwendungsbeobachtungen", für die Pharmafirmen immens hohe Zahlungen an Ärzte leisten, damit diese letztlich ihren Produkten gegenüber "wohlgesonnen" sind. Bis knapp dreitausend Euro erhält da  ein Arzt für das Ausfüllen eines simplen Fragebogens pro Patient. Die Daten dazu braucht er in der Regel lediglich aus seiner Arztkartei abzuschreiben.

 

 Sie sind für ein "Beobachtungsergebnis" auch wenig nutzvoll, wenn nicht gänzlich überflüssig. Aber darauf kommt es in erster Linie nicht an. Der darauf folgende Marktabsatz ihrer Produkte dürfte den Erfolg dieser Ärzte-Aktionen für die Pharmafirmen belegen.

 

Recherchen von NDR, WDR, "Süddeutscher Zeitung" und "Correctiv" haben bereits gezeigt: 2015 flossen in Deutschland über Anwendungsbeobachtungen Dutzende Millionen Euro an Ärzte. Insgesamt liefen in dem Jahr mehr als 600 solcher Beobachtungsstudien.

 

Etwa jeder zehnte niedergelassene Arzt nahm in 2015 nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) an solchen Studien teil: insgesamt knapp 13.000 Mediziner, außerdem rund 4.100 Klinikärzte.

 

Aus Sicht der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) haben viele dieser Studien keinen wissenschaftlichen Nutzen. Ärzte könnten aber durch die Honorare dazu animiert werden, bestimmte Mittel zu verschreiben.

 

Brisant ist, dass die Pharmaunternehmen ihre Anwendungsbeobachtungen zwar bei den zuständigen Behörden melden, aber nicht genehmigen lassen müssen. Meldungen zu den Studien werden zwar veröffentlicht - jedoch zumeist ohne Angaben zur Höhe der Honorare.

 

Spitzenreiter bei den Anwendungsstudien ist - wen erstaunt dies? - der Pharmariese Novartis. Eben die Firma, die jetzt in Griechenland durch Korruption auffällt.

 

Die Tagesschau schreibt hierzu:

"Der Pharmakonzern soll mit Schmiergeldzahlungen an Politiker und Ärzte versucht haben, höhere Preise für seine Medikamente durchzusetzen. Außerdem soll es Novartis dabei um schnellere Genehmigungsverfahren gegangen sein. Griechische Medien greifen den Fall jetzt auf, weil die griechische Justiz die bisher weitgehend geheim gehaltenen Ermittlungen an das griechische Parlament melden musste.

Aus Kreisen der jetzigen Regierung heißt es, es handle sich um "den größten Skandal seit der Gründung des modernen griechischen Staates". In griechischen Medien wird über eine dreistellige Millionensumme spekuliert, die an Schmiergeldern geflossen sein soll - auch an Tausende Ärzte."

Den gesamten Artikel könnt Ihr unter dem Link unten lesen.

 

Die Forderung nach Transparenz im Gesundheitswesen kann gar nicht hoch genug sein. Egal, ob es sich dabei um Beziehungen von Pharmafirmen zu Politikern, zu unseren praktizierenden Ärzten oder auch zu Krankenhäusern handelt. Dies sollte endlich auch die Politik unserer zukünftigen Regierung bestimmen.

 

Die Frage ist: Wie können wir noch Vertrauen in die Medizin und die Mediziner haben, wenn ihre einflussreiche Position gegenüber ihrem Patienten so untergraben und geradezu ausgenutzt wird?

 

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